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RAPUNZEL 1988
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RAPUNZEL 1988
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Originaldeutsch
ohne Untertitel
84 Min.
 

Königliche Jagdgesellschaft. Allerlei Tiere bevölkern den idyllischen Wald in geradezu paradiesischer Unschuld. Der Prinz Matthias verfolgt, bewusst allein, einen Hirschen – und befindet sich bald in einem fremden Revier, in dem er sich nicht auskennt. So kommt er an einen hohen Turm, der von einem dichten, scheinbar undurchdringlichen Gestrüpp umgeben ist. Der Prinz hört eine Stimme, kann aber keine Eingangstür entdecken. Wohl aber, in unerreichbarer Höhe, ein Fenster. Hinter diesem Fenster sitzt Rapunzel an einem mechanischen Webstuhl und singt. Das Flötenspiel des Unbekannten lockt sie vorsichtig ans Fenster, obwohl sie weiß, dass ihr jeglicher Kontakt zur Außenwelt verboten worden ist von ihrer Stiefmutter, einer alten Zauberin. Die zwar nur mit Hilfe des langen blonden Zopfes Rapunzels in den Turm gelangt, dort aber alle Speisen, Getränke und das Kerzenlicht herbeizaubern kann.

 

Rapunzel hat sie aus Eifersucht in den hohen Turm gesperrt und vor der Welt versteckt. „Rapunzel, lass dein Haar herunter!“ ruft sie jedes Mal, um dorthin zu gelangen. Dann lässt das Mädchen mit Hilfe einer Spindel ihren langen Zopf zu Boden. Was der junge Prinz Matthias, der anderntags aus Neugierde zurückkehrt, beobachtet. Und es nun auch versuchen will – in entsprechender Verkleidung. Obwohl seine Eltern, die Königin und mehr noch der König, längst eine Vernunftehe für ihr einziges Kind vorgesehen haben: Ihrem kleinen Reich geht es schlecht, die Schuldenlast drückt. Helfen kann nur die Heirat des Prinzen mit der Prinzessin des reichen, wesentlich größeren Nachbarlandes – auch wenn diese noch so hässlich sein soll – von Angesicht und von ihrem Wesen. Ein Ansinnen, dass Matthias vehement von sich weist. Vielmehr schafft er sich, mit der Hilfe seines Oberjägers Albrecht, der eine Bresche in das Dornengestrüpp schlägt, und mit einem großen Kopftuch verkleidet durch den Spruch „Rapunzel, lass dein Haar herunter!“ heimlich Zutritt zum Turm. Was das scheue Mädchen, das bald ihre Angst überwindet, höchst erfreut und zunehmend vertraulicher werden lässt. Hat sie doch endlich jemanden, mit dem sie sprechen, den sie befragen kann nach der Welt außerhalb ihres Kerkers.

 

Der König, dem Albrecht die Wahrheit nicht verschweigen kann, lässt seinen Sohn vom Vogt ebenfalls einsperren. Denn schon ist die Prinzessin mit ihrer Mutter eingetroffen und der Küchenchef mit den Vorbereitungen zum großen Hochzeitsmahl betraut. Doch Albrecht holt seinen Freund durch den Kamin in die Freiheit, dessen erster Weg hinaus zum Turm führt. Wo die Stiefmutter, die längst hinter die heimliche Verbindung Rapunzels zu Matthias gekommen ist, schon auf den Prinzen wartet, um das junge Glück zu zerstören: Sie wirft den Arglosen mittels ihrer Zauberkraft aus dem Turm. Beim Sturz in das Dornengebüsch verliert der Prinz sein Augenlicht – und Rapunzel wird, auf Befehl des Königs, in ihrem runden Verließ eingemauert. Eines aber gibt die Hexe der Todgeweihten noch mit auf den letzten Weg: „Wenn deine Liebe stärker ist als mein Zauber, sollst du glücklich werden.“

 

Der königliche Medikus kann beim darob untröstlichen Matthias nur vollständige Blindheit konstatieren, erkennt aber, dass die Ursache nicht rein körperlicher Natur ist. Auch im nunmehr geschlossenen, nur durch Kerzen spärlich beleuchteten Turm fließen Tränen – die der Prinzessin. Und sie lassen die Spindel tätig werden, mit deren Hilfe Rapunzel ihrem Kerker entkommt. Mitten in den Hochzeitsvorbereitungen landet sie in der Küche, wo sie als Gehilfin eingestellt wird, um den beiden hohen Gäste aus dem Nachbarreich aufzuwarten. Für die kirchliche Zeremonie, bei der der Schleier der Prinzessin fallen muss, wird Rapunzel von der Brautmutter als Double ausgesucht – und Matthias rechtmäßig angetraut. Der ist nicht so blind, dass er nicht bemerkte, mit wem er da an seiner Seite die Ringe getauscht hat. Als sich alles aufklärt, machen Rapunzels Tränen der Blindheit des Prinzen ein Ende. Und selbst die alte Hexe, welche ihre Ziehtochter mit den wahren Familienverhältnissen vertraut macht, gibt zum guten Schluss ihren Segen...

 

Für Ursula Schmengers aufwändigen TV-Farbfilm „Rapunzel oder: Der Zauber der Tränen“, der erstmals am 26. Dezember 1988 im Fernsehen der DDR lief, bevor er am 25. Dezember 1990 von der ARD im „Ersten“ ausgestrahlt wurde, hat Wolfgang Lindner zwei Märchen der Brüder Grimm miteinander vermengt. Bis zur Aufnahme Rapunzels als Küchenmagd im Königsschloss und zur Entscheidung der Brautmutter, das schöne blonde Kind anstelle ihrer hässlichen Tochter vor den Brautaltar treten zu lassen, folgt das Drehbuch dem Grimmschen Märchen „Rapunzel“. Dann kommt das Motiv von der wahren und der falschen Braut aus „Jungfer Maleen“ hinzu: Auf dem Weg hinauf zur kleinen Kirche spricht Rapunzel wie Maleen mit dem Brennesselbusch, den steinernen Stufen und der Kirchentür. Der blinde Prinz kann zwar nicht sehen, dass an seiner Seite nicht die boshafte hässliche Prinzessin aus dem Nachbarreich geht, aber er hört die Stimme seiner geliebten Rapunzel und auf welche Weise sie mit den Menschen und sogar gewissen Gegenständen spricht. So erkennt er sogleich die Niedertracht der hässlichen Prinzessin, als diese die angebliche Küchenmagd des Diebstahls bezichtigt und verhaften lassen will. So haben sich die Richtigen nicht nur gefunden, sondern sind längst miteinander vermählt am Altar des Herrn. Und weil die alte Hexe anders als im Märchen Rapunzel aufrichtig Glück wünscht, verwandelt sie sich in eine prachtvolle rote Rose, derweil Rapunzels Tränen Matthias wieder zu seinem Augenlicht verhelfen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…

 

Und das glücklich und zufrieden, wenn auch nicht reich. Was der Spekulation zu Weihnachten 1988 natürlich einen breiten Raum lässt: Lieber das arme, aber herzensgute – und auch noch schöne – Kind aus dem eigenen Land als die hässliche und auch menschlich verabscheuungswürdige Reiche aus dem Nachbarstaat, in dem ohne Zweifel dieselbe Sprache gesprochen wird. Die auf die Erstausstrahlung folgenden Jahre 1989 und 1990 werden heute als „friedliche Revolution in der DDR“ bezeichnet und führten am 3. Oktober 1990 zur „Herstellung der Einheit Deutschlands“ durch den „Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland“. Als „Rapunzel oder: Der Zauber der Tränen“ erstmals im Westfernsehen lief, war der manipulativ-ideologische SED-Klassenauftrag für die Kulturschaffenden in Adlershof und Babelsberg bereits Vergangenheit.

 
 

Regie

  • Ursula Schmenger
     

Kamera

  • Siegfried Mogel
     

Schnitt

  • Renate Bade
     

Musik

  • Jürgen Wilbrandt
     

Darsteller

  • Christine Schorn
    Alte Zauberin
     
  • Sylvia Wolff
    Rapunzel
     
  • Dirk Schoedon
    Prinz
     
  • Renate Blume
    Königin
     
  • Günther Grabbert
    König
     
  • Ruth Glöß
    Brautmutter
     
  • Gunda Aurich
    Häßliche Prinzessin
     
  • Arno Wyzniewski
    Medicus
     
  • Peter Zimmermann
    Oberjäger Albrecht
     
  • Manfred Borges
    Vogt
     

Produktionsfirma

  • DEFA-Studio für Spielfilme (Potsdam-Babelsberg)